Auf dem Mühlenberg zwischen Nordlohne und Lohne wurde in den Jahren 1804 - 1806 eine Bockwindmühle errichtet. Prägend für diese Mühlenart war, dass das Mühlenhaus auf einem Ständerbock gesetzt wurde und komplett in den Wind gedreht werden musste.
Der Standort auf dem Mühlenberg ist mit 50m Höhe die weithin höchste Erhebung diesseits der Ems und hervorragend als Mühlenstandort geeignet. Dieser "Berg" war zu damaliger Zeit nur spärlich bewachsen. Lediglich Heide, Wacholder und einzelne Birken waren als Aufwuchs vorhanden. Dadurch, dass die Mühle weithin sichtbar war, war sie im Lingener Land sehr bekannt. Der Weg zur Mühle war beschwerlich. Es gab keine befestigten Straßen und die sandigen Wege verwandelten sich bei Regen oder Schnee in einen Morast. Für Mensch und Tier war gerade bei solchen Bedingungen die Anlieferung von Getreide eine Herausforderung und Qual.
Nachdem im Jahr 1790 bereits ein Antrag des Pächters der Windmühle in Herzford, Berend Hindrick Lambers, eine Windmühle in Nordlohne errichten zu lassen, vom Kurfürsten in Münster abgelehnt wurde, hatte der Schepsdorfer Kaufmann Agnes 1795 mehr Glück. Dessen Antrag auf die Errichtung einer Bockwindmühle in der Gemarkung Nordlohne/ Lohne wurde durch den Fürsten von Rheina-Wolbeck zugestimmt und er durfte die Mühle auf eigene Kosten errichten. Agnes musste jährlich Canongeld (Pacht) in Höhe von 60 Reichstalern entrichten und dem Fürsten ein Vorkaufsrecht für die Mühle einräumen.
Die politischen Wirren jener Zeit gingen nicht spurlos an den Besitzer der Windmühle vorüber. Dieser hatte, nachdem das Fürstentum Rheina-Wolbeck an Frankreich gefallen war, fast ein Jahrzehnt sein Canongeld an die neuen Herrscher gezahlt. Da der Fürst von Rheina-Wolbeck Anspruch auf die nicht an ihn gezahlte Pacht erhob, strengte er 1817 eine Klage an, um die aus seiner Sicht ausstehenden 600 Taler zu erhalten. Wie dieser Rechtsstreit ausgegangen ist, ist leider unbekannt.
Der Schepsdorfer Kaufmann Agnes war kein Müller. Er verpachtete die Mühle an die Familie Engelbrink, die in Lohne (vermutlich im Rupingort) wohnte. Die Verpachtung an die Engelbrinks wurde, nachdem Agnes verstorben war, durch dessen Erbengemeinschaft aufrechterhalten.
Nachdem erst der Vater und dann der Sohn Engelbrink im Jahre 1857 bzw. 1858 verstarben, wechselten die Besitzer bzw. die Pächter sehr häufig. Diese unstete Zeit endete erst im Jahre 1873, als die Mühle in den Besitz der Gemeinde Schepsdorf/Lohne überging.
Im Laufe der Zeit wurde die alte Bockwindmühle abgerissen und durch einen sogenannten Erdholländer ersetzt. Dieser moderne Windmühlentyp wurde auch Grundsegler genannt. Die Flügel berührten fast den Grund und ein Aufenthalt im Flügelbereich war lebensgefährlich. Falls Reparaturarbeiten an der Nabe oder an den Flügeln erforderlich waren, war dies nur möglich, indem man die Flügel erklomm. Die Flügel wurden anstatt über das komplette Haus nur über die Kappe in den Wind gedreht.
(die Gemeindemühle Anfang der 1930er Jahre)
(Die Mühle während des 2. Weltkrieges)
(die Mühle um 1950)
(Der Mühlenstandort auf dem Mühlenberg 1984)
Die Müller kamen und gingen. Da aber die Gemeinde auf einen zuverlässigen Mahlbetrieb angewiesen war, erstand diese die Mühle Anfang der 1870er Jahre. Die Mühle war nun genossenschaftlich organisiert und man setzte einen Mühlenvorstand ein, der mit den Geschäften betraut war. Dieser stellte neue Müller bzw. Pächter an. Im Jahre 1912 wurde die Mühle schließlich in eine GmbH umgewandelt.
Die Zeit als Gemeindemühle endete 1917 - als Heinrich Korte die Mühle erstand. Die GmbH wurde 1919 aufgelöst und fortan wurde die Mühle von Heinrich Korte betrieben. Ab dem Jahre 1925 kam in der Mühle ein Motor zum Einsatz, der das Kornmahlen auch bei Windstille ermöglichte. Der technische Fortschritt machte die Windmühlen überflüssig. Motormühlen konnten wirtschaftlicher arbeiten. Im Jahre 1931 war die Zeit der Windmühle auf dem Mühlenberg abgelaufen: Ihre Flügel standen still und sie wurde unter Denkmalschutz gestellt. Vandalismus, das Wetter und die fehlende Wartung nagten an der Bausubstanz des Mühlengebäudes.
Über den Lingener Volksboten wurde an die Bevölkerung appelliert den Vandalismus gegenüber der Mühle zu unterlassen.
Die Mühle diente während des 2. Weltkrieges zeitweise als Luftbeobachtungsposten und gab Flüchtlingen kurz nach dem Krieg eine Heimstätte.
Die nun baufällige Mühle reihte sich in das Mühlensterben jener Zeit ein und wurde dann im Jahre 1955 nach 151 Jahren abgerissen.
Sowohl Nordlohne als auch Lohne verloren ein weithin sichtbares und ein die Landschaft prägendes Wahrzeichen. Dieses Wahrzeichen von Lohne und Nordlohne wurde Anfang der 1990er Jahre im Saal des Dorfgemeinschaftshauses Nordlohne verewigt. Der Maler Weege malte dort die „Lohnske Mölle“ auf eine Wand und hielt die Erinnerung an die Mühle aufrecht.
Heute lässt fast nichts mehr auf den alten Standort schließen. Lediglich eine Anhäufung von Findlingen beim Modellflugplatz auf dem Mühlenberg deutet auf den ehemaligen Standort hin.
(Das Bildmaterial stammt vom Lohner Heimatverein und aus dem Lingener Stadtarchiv.
Fotograf u.a. Clemens Korte 1902-2002)
Die Mühle in der Presse
findet ihr hier der erste Pressebeitrag erschien im Jahr 1839 und der letzte 1938
Am Dorfgemeinschaftshaus in Nordlohne liegt ein "Ersatzsmühlstein". Dieser stammt aus der Gemeindemühle die früher auf dem „Mühlenberg“ zwischen Nordlohne und Lohne stand.
Der Mühlstein besteht aus Basalt. Viele Mühlsteine wurden in den Bergwerken der Eifel gehauen, um ihren Dienst in Deutschlands Mühlen zu verrichten. Dieser Stein soll in den 1890er Jahren ausgeliefert worden sein.
In den Mühlen gab es Läufersteine und Bodensteine, diese wurden je nach Stein und nach Bestimmung „geschärft“. Das heißt das die Ablaufriefen durch den Müller in den Stein gehauen wurden, wie auf dem Bild unten gut zu sehen ist.
Ob es ein Läufer -oder Bodenstein ist, kann leider nicht abschließend gesagt werden, da er nicht geschärft wurde, sondern nur ein Rohling ist. Er verrichtete niemals seinen Dienst in der Mühle. Nachdem diese ihren Betrieb in den 1920er Jahren einstellte waren die Chancen ein Läufer oder Bodenstein zu werden gen null gesunken. Er lag „arbeitslos“ in der Mühle und wurde wahrscheinlich in der 1960er Jahren durch Anton Conermann „befreit“.
Er erstand ihn vom Mühleneigner Korte und wurden fortan als Tisch in seinem Garten verwandt. Durch seinem Sohn Ingo wurde er dem Schützenverein Nordlohne übergeben und sollte einen Platz in der Dorfmitte finden.
Der Stein hat einen Durchmesser von ca. 150 cm und eine Höhe von 40 cm. Er dürfte ca. 1,6t wiegen. Er ist der letzte Zeitzeuge einer längst vergangenen Zeit.